Vor einigen Tagen fragte mich ein Freund: „Was findest Du eigentlich an diesen Reisemobilen? Für das Geld, was man da auf die Straße legt, kann man ziemlich oft im gehobenen Hotel übernachten.“ Hat er mit dieser Aussage Recht? Ist Wohnmobilfahren ein teurer Luxus? Oder vielleicht doch eine unabhängige Art des Reisens durch die ganze Welt?
Mit dem Wohnmobil durch das wildromantische Kochertal bei Abtsgmünd.
Vorbelastung – die Autorin könnte etwas parteiisch sein
Ich muss dazusagen, dass ich praktisch im Reisemobil aufgewachsen bin. Seit meinem zweiten Lebensjahr fuhr ich mit meinen Eltern durch halb Europa. Ich habe wundervolle Urlaube auf diese Weise verbracht, viel erlebt und gesehen. Heute noch steige ich gerne mal mit ein und erkunde jeden Winkel Deutschlands. Hier und da stibitze ich mir auch mal das Mobil meiner Eltern und ziehe allein los.
Vom Zelt zum Wohnwagen, vom Reisemobil zum Wohnmobil – Wo ist der Unterschied?
In meinen fast 34 Jahren Caravaningerfahrung habe ich auch die meisten Formen dieser Urlaubsmöglichkeit kennengelernt. Ich habe in der Sonne Spaniens oder im Matsch eines Rockfestivals gezeltet. Vorteile waren das leichte Gepäck und die Nähe zur Natur. Nachteile waren die nicht regulierbare Hitze bzw. die nassen Sachen. Ich habe im Wohnwagen Urlaube verbracht und auch darin gelebt. Vorteil war, dass man mit dem Auto unabhängig die Umgebung erkunden konnte. Nachteil war, dass man nicht überall stehenbleiben konnte, Campingplatz war eigentlich immer Pflicht. Ich war im Reisemobil die meiste Zeit meines Lebens unterwegs. Da gibt es für mich einen Unterschied zum Wohnmobil. Reisemobil heißt für mich alles vorhanden auf engstem Raum, also so bis sechs Meter Länge. Vorteil ist, dass man immer noch recht wendig und mobil bleibt. Nachteil ist die Enge bei längeren Touren. Heutzutage kenne ich auch das Wohnmobil. Mindestens sieben Meter Länge, geräumig, Garage, Einzelbetten, separate Dusche und was es da noch so an netten Extras gibt. Vorteile sind das Wohngefühl, der Platz im Auto, die Unabhängigkeit. Nachteile sind die Größe des Wagens und
damit verbundenen Kosten, denn oft sind Fährüberfahrten teurer oder Campingplätze berechnen mehr. Daher bin ich ein absoluter Reisemobilanhänger.
Flut an Marken und Modellen – Händler und Messen helfen bei der Orientierung auf dem Caravaningmarkt
Hat man sich einmal für eine Variante des mobilen Reisens entschieden, folgt eine weitere Qual der Wahl. Es gibt in Deutschland unzählige Händler mit noch mehr Marken und Modellen. Einen guten Überblick bekommt man auf Messen, wie der CMT in Stuttgart oder dem Caravan-Salon in Düsseldorf. Letztes Jahr hatte ich das Glück, von der Firma Knaus eingeladen worden zu sein. So konnte ich mir in aller Ruhe die Reisemobile von Knaus anschauen. Es gibt immer viel zu entdecken und mit der Zeit bekommt man auch ein Gefühl, was einem wichtig ist und was nicht. Nach und nach bildet sich dann das richtige Modell heraus. Natürlich gibt es auch viele andere empfehlenswerte Wohnmobile.
Liegt das Geld auf der Straße? – Fahrbare Untersätze im Wert einer kleinen Eigentumswohnung
Ich warne Sie gleich zu Anfang: Unter 35.000 Euro werden Sie wohl kaum ein neues Reisemobil Ihr eigen nennen können. Mit ein paar Extras sind Sie auch schnell jenseits der 40.000 Euro angelangt. Wohnmobile starten bei ca. 45.000 Euro, nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Und da kommt mein Freund wieder ins Spiel. Lohnen sich 40.000 Euro oder mehr für solch ein Vergnügen? Wenn ich im luxuriösen Hotel zu 200 Euro pro Nacht absteige, kann ich 200 Nächte in der ganzen Welt herumreisen. Das sind fast fünf Jahresurlaube für einen Arbeitnehmer. Benzin, Stellplatzgebühren, Essen gehen, Lebensmittel, Maut usw. kommen beim Reisemobil genauso dazu wie bei einem Pkw.
10 Gründe, warum ein Reisemobil die Investition trotzdem wert sein kann
Was sind also die Vorteile?
1. Ich habe immer mein eigenes Bett und meine eigene Dusche dabei.
2. Ich habe immer meine eigenen vier Wände dabei, kein Kofferpacken, kein Umziehen, kein Schleppen.
3. Ich kann (fast) überall nächtigen. Einige Länder haben Restriktionen, aber ansonsten bleibe ich einfach stehen, wo es mir gefällt. Für drei Tage bin ich mindestens unabhängig dank eingebauter Tanks.
4. Keine Vorabplanung der Reiseroute, keine Reservierungen, keine Stornogebühren. Ich kann hinfahren, wohin ich will, ich muss mir vorher keine Gedanken machen. Ich kann auch mal einen Tag länger bleiben oder gleich weiterreisen. Außer wenn ich ein spezielles Reiseziel oder eine besondere Route im Auge habe.
5. Durch Selbstversorgung lerne ich Land und Leute kennen, spare dabei auch noch Geld.
6. Je nach Mobil bin ich mit bis zu vier Personen bequem unterwegs.
7. Ich bin flexibel in meiner Urlaubsgestaltung, stehe entweder „wild“ auf Parkplätzen, gemäßigt auf speziellen Reisemobilstellplätzen, bei Winzern sowie Landwirten oder geordnet auf Campingplätzen, die ja heute richtige Erlebnisresorts sein können.
8. Die Campergemeinde ist offen und herzlich, man findet also immer schnell Anschluss und lernt die interessantesten Leute kennen.
9. Bei guter Pflege begleitet Sie ein Reisemobil locker zehn Jahre durch Ihr Urlaubsleben.
10. Mit dem Reisemobil können Sie die ganze Welt in Ihrer gewohnten Umgebung erkunden. Mittlerweile gibt es nämlich sehr gute Transportwege in alle Welt für Ihren Liebling.
VG Wort
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