Urlaub im Wohnzimmer? So ganz klappt das noch nicht. Aber dank virtueller Realität kann man sich zumindest über die nächste Reise informieren oder sich zu neuen Reisezielen inspirieren lassen. Auf der diesjährigen ITB in Berlin Anfang März zeigte sich, dass die moderne Technik auch nicht vor dem Thema Urlaub Halt macht. Und die Messe stellte allgemein die neuesten Trends in der bunten Welt des Reisens vor.
Sicherheit geht vor und führt zu Buchungsengpässen
Sicherheit ist ein großes Stichwort nach den Terroranschlägen in den letzten Monaten und Jahren. Leider lassen sich immer mehr Reiselustige durch die Terroristen verängstigen. Das sieht man auch im aktuellen ADAC Reise-Monitor: Mehr als ein Drittel will den diesjährigen Haupturlaub in Deutschland verbringen. Ein weiteres Argument für diese Entwicklung sind die erwarteten Staus an den wieder neu eingeführten Grenzkontrollen. Viele Reisende wollen sich diesen Stress im wohlverdienten Urlaub nicht antun. Insgesamt bedeutet das, dass man sich frühzeitig um seinen Urlaub im Heimatland kümmern sollte, um noch den gewünschten Urlaubsort und die bevorzugte Unterkunft buchen zu können.
Politische Entwicklungen beeinflussen das Reiseverhalten
Als großer Spanien-Fan freut es mich natürlich, dass dieses wunderschöne südeuropäische Land bei den Deutschen als beliebtestes Auslandsziel gilt. Dicht gefolgt wird es von Italien. Die Türkei leidet am meisten unter den Terroranschlägen und der Flüchtlingsdramatik, rutscht in der Gunst der Deutschen deutlich ab (von 9 auf 4,3%). Auch Ägypten, Tunesien und Fernost-Ziele erleben diesen Negativtrend. Die USA hingegen kämpfen mit dem vergleichsweise schlechten Dollarkurs. Überraschend allerdings die Entwicklung bei den griechischen Inseln, wo die Buchungen wieder zunehmen. Und aufgrund der Annäherung zwischen USA und Kuba steht der Inselstaat in der Karibik ganz hoch im Kurs. Beliebt sind auch Südafrika und Namibia. Diese Tendenzen spiegeln sich natürlich auch in der Preispolitik der Veranstalter wider: Türkei, Ägypten und Tunesien werden zu teilweise sehr günstigen Preisen angeboten. Auch die Plattform HolidayCheck hat sich die Buchungszahlen online genauer angeschaut und dabei festgestellt, dass Bulgarien, die Emirate, die Dominikanische Republik, Montenegro, Tansania und Oman stark im Kommen sind.
Reisende sensibilisiert für bedrohte Natur und Denkmäler
Eine weitere Entwicklung für die Zukunft wird sein, dass Reisende nach dem Besonderen suchen. Terroristen zerstören wichtige Kulturgüter, Wilderer schießen auf vom Aussterben bedrohte Tiere, Investoren roden wichtige Wälder. Da bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Welt in ihrer Ursprünglichkeit mit eigenen Augen zu sehen. Bald kennen wir bestimmte Dinge nur noch aus dem Museum oder dem Zoo. Doch die Menschen werden immer sensibler für diese Themen und nehmen sie auch in ihre Urlaubsplanung mit auf.
Größenwahnsinn vs. Kundenfang - Unterkünfte immer vielfältiger
Unterkünfte werden in Zukunft auch immer extremer und ausgefallener. Die Destinationen wollen sich von der Konkurrenz abheben und den Besuchern etwas bieten. Hotel- und Resortprojekte werden im futuristischen Design mit Extras wie Indoor-Regenwald oder –Skipiste aus dem Boden gestampft. Vielleicht tendieren daher auch immer mehr Reisende zur authentischen Erfahrung mit den Einheimischen in einem Ferienhaus oder einer Ferienwohnung. Allerdings kann man in diesem Bereich auch beobachten, dass das einfache Bett mit WC und Küche nicht mehr ausreicht. Es werden Besichtigungstouren, kostenloser Fahrrad-Verleih oder chice Loft-Apartments angeboten, um die Kunden zu locken. Und beim Camping sieht es nicht anders aus: Schlaffässer, Bahnwaggons, Baumhäuser, Safarizelte und Zirkuswagen werben um die Urlaubswilligen.
Kind und Hund (nicht) willkommen
Schön finde ich auch die immer häufiger auftauchende Einteilung der Reisenden in spezielle Angebote. Ein Hotel wirbt damit, dass keine Kinder willkommen sind, ein Campingplatz bietet Strand und Spa für den Hund und eine Ferienwohnung freut sich speziell auf den Nachwuchs. So ist allen geholfen, denn die eine Partei ist nicht mehr genervt und die andere Partei muss nicht mehr so viel Rücksicht nehmen.
Luxusliner in der Luft, zu Wasser und auf der Straße
Wegen der steigenden Beliebtheit des eigenen Heimatlandes verändert sich auch die Nutzung der Verkehrsmittel für die An- und Weiterreise. Das Auto überholt das Flugzeug. Doch in den Flugzeugen tut sich einiges. Vor allem die Business- und First Class Passagiere profitieren von immer bequemeren Einstellungs- und Schlafmöglichkeiten. Kreuzfahrtschiffe dagegen sind ja schon an sich Urlaubsorte und verbuchen immer mehr Urlauber. Und auch hier gibt es Spezialisierungen: Wie wäre es mit einer Yoga- oder einer Heavy Metal Kreuzfahrt? Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie in Zukunft dann von einem Roboter bedient werden. Die ersten Reedereien setzen schon künstliche Intelligenz zum Einchecken, als Orientierungshelfer oder zum Cocktail-Mixen ein. Bus, Bahn und Wohnmobile bilden laut ADAC Reise-Monitor weiterhin einen sehr kleinen Anteil an den Verkehrsmitteln, obwohl sich gerade im Caravaningbereich immer wieder Neuentwicklungen zeigen (s. CMT 2016). Vom Flug ins All sind wir allerdings noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn der Wettlauf der Anbieter die Entwicklung anheizt. In 100 Jahren könnte das dann vielleicht "All"tag sein.
Mehr-Generationen-Reisen wird kommen
Und was konnte ich für meine Leser von seniortraveller.de feststellen? Sie liegen voll im Trend. Aktuell sind altersgruppenspezifische Angebote noch sehr gefragt. Laut Experten soll sich aber auch hier etwas ändern. Denn in Zukunft wird das altersübergreifende Reisen immer mehr zunehmen. Darauf müssen die Anbieter reagieren. Die „Grandtraveller“, wie meine Seniortraveller von den Fachleuten genannt werden, reisen immer öfter mit ihren Enkeln oder Kindern. Das liegt an der Alterspyramide genauso wie am Single-Dasein. Ist der Partner verstorben, heißt das ja nicht gleich, dass man deswegen selbst zu Hause versauert. Reiselustige Senioren wollen dann oft erst recht die Welt erkunden, aber nicht allein oder nicht mit Fremden. Oder sie fühlen sich einfach sicherer, wenn jemand in ihrer Nähe ist, an dem sie sich in vielerlei Hinsicht festhalten können. Ich bin selbst gerne mit meiner Oma unterwegs. So kann ich in Ruhe und ausgiebig Zeit mit ihr verbringen und sie sieht mit ihren fast 87 Jahren nochmal so tolle Reiseziele wie Island, oder etwas näher, den Spreewald.
VG Wort
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