Als mich Stefanie von familyescapes.de Ende September zu ihrer Blogparade „Meine beeindruckendste Reiseerfahrung“ einlud, kam ich erstmal ins Trudeln. Welche ist meine bleibendste, einprägendste Erinnerung? Was werde ich nie vergessen? Ist es die unendliche Weite oder bittere Kälte in Kanada? Ist es mein Trip mit dem Motorroller ans Nordkap und durch Skandinavien? Ist es die Begegnung mit einem Delfin in den USA? Ist es die spektakuläre Natur in Kappadokien? Wofür sollte ich mich entscheiden?
Tagesform bestimmt Entscheidung - Danke Stefanie fürs Revuepassieren lassen
Es war wirklich schwer, darauf eine Antwort zu finden. Vor allem fiel mir jeden Tag wieder ein anderes Erlebnis ein und machte die Entscheidung nur noch schwieriger. Dennoch Danke an Stefanie, denn so erlebt man viele Urlaube nochmal und umso intensiver. Aber entsprechend meiner heutigen Stimmung landete ich schließlich in Island.
Der lange Weg nach Island
Vulkane und Geysire faszinieren mich schon seit dem Grundschulalter. Daher wollte ich auch immer Vulkanologin werden. Meine Eltern meinten, ich soll etwas Sinnvolleres studieren, Geologen würden sich bei der Jobsuche schwer tun. Doch die fesselnde Kraft dieser natürlichen Wunder zog mich weiterhin in ihren Bann. Nachdem ich es in Neapel wegen schlechtem Wetter schon nicht auf den Vesuv geschafft hatte, blieb die Sehnsucht nach dem Erlebnis bestehen.
Vulkane, Geysire und das Polarlicht locken in den Norden
Ein weiteres Naturschauspiel, das mich nach Island lockte, war das Polarlicht / Nordlicht bzw. die Aurora Borealis. Auch da konnte ich einfach nicht widerstehen, verschlang Fotostrecken und Dokumentationen darüber. Was gibt es Schöneres, als dieses grüne Licht über den Himmel sausen zu sehen? Allerdings war mir bewusst, dass ich für die Sichtung verdammtes Glück haben musste, denn in Kanada hatte es damals auch nicht geklappt.
Per Zufall nach Island - Flug, Hotel, Transfer und Ausflüge inklusive
Wie es dann immer so läuft, half ein zufällig erhaltener Newsletter dem Reiseglück auf die Sprünge. Für März 2013 wurde eine günstige Flug / Hotel Kombination angeboten. Kurzfristig buchten mein Exmann und ich damals das Abenteuer und begaben und dann fünf Tage in den hohen Norden. Ab Frankfurt trennten und lediglich gute drei Stunden Flug von der einsamen Insel im Atlantik. Meine Eltern brachten uns an den Flughafen. Für Island hatten wir bei der Buchung gleich den Transfer nach Reykjavik sowie einige Ausflüge mit reserviert. Alles in allem kamen wir auf ca. 650 Euro für die Reise. Im Transferbus gab es sogar kostenloses WLAN, damals noch eine Neuheit für mich.
Stadtrundfahrt durch Reykjavik
Am ersten vollständigen Reisetag nahmen wir an einer ausführlichen Stadtrundfahrt durch Reykjavik teil. Die Reiseleiterin sprach ausgezeichnet Deutsch und Englisch. Somit konnte sie allen anwesenden Nationalitäten Rede und Antwort stehen. Der Bus brachte die Gruppe immer an wichtige Punkte im Stadtgebiet, dann stiegen wir aus und schauten uns die Details zu Fuß an. Der Stilmix der Architektur war interessant, genauso der lange Weg weg vom Walfang oder die lebhafte Geschichte des Landes. Die Zeit verging wie im Fluge, als wir uns die Domkirche, die Hallgrímskirkja, die Harpa, die Perlan, das Parlament, das Ásmundarsafn, Höfði, Tjörnin, die Sonnenfahrt oder die Haupteinkaufsstraße Laugavegur anschauten.
Schlemmen in Island - Nehmen Sie den dicken Geldbeutel und guten Hunger mit
Zum Mittagessen gab es dann Fisch in einem Restaurant am Hafen. Er war wirklich vorzüglich. Die Küche Islands ist schon allein eine Entdeckungsreise wert. Dort habe ich Dinge gegessen, die ich wahrscheinlich nie wieder auf einer Speisekarte finden werde, teilweise aber auch aus Prinzip nicht mehr anrühren werde. Aber ich vertrete nun mal die Meinung, dass man alles einmal probiert haben sollte. Ich bin eben neugierig. Und deshalb stürzte ich mich auch in das Abenteuer von Papageientaucher, Wal und anderen dort vorherrschenden Delikatessen. Skyr, der jetzt so verbreitet in der Werbung zu finden ist, fand ich übrigens damals schon sehr lecker zum Nachtisch.
Auf der Jagd nach der Aurora Borealis - Sie sind nicht allein
Am selben Tag sollte dann der erste Höhepunkt der Reise stattfinden. Am späten Abend wurden wir wieder am Hotel abgeholt und es ging bis spät in die Nacht hinein auf Polarlichtjagd. Es ist wirklich eine Jagd, denn es sind unzählige Busse unterwegs, die sich dann über Funk verständigen, wenn es eine Sichtung gibt. Aber auch Individualreisende hatten sich auf den Weg gemacht und so wimmelte es an allen Ecken. Leider hielten sich nicht alle an das Blitzverbot beim Fotografieren, so waren ungestörte Aufnahmen wirklich schwierig zu realisieren. Aber ein paar Schnappschüsse sind mir doch gelungen. Und es war wirklich ein Erlebnis. Alle Zuschauer wurden mucksmäuschenstill und schauten gebannt in den Himmel. Man konnte fast meinen, dass man das Licht über den Himmel huschen hören konnte. Mal zuckte es, mal zog es seine Bahnen, mal entstanden Wellenbewegungen. Wir hatten wirklich sehr viel Glück, denn gerade 2013 war die Aktivität der Aurora Borealis sehr hoch eingestuft. Erst um drei Uhr morgens lagen wir in unseren Betten und suchten wenigstens ein paar Stunden Schlaf, um am nächsten Tag den nächsten Ausflug genießen zu können. Hätte es übrigens keine Sichtung gegeben, hätten wir es an einem anderen Abend nochmal versuchen können oder letztlich unser Geld zurückbekommen.
Die ganze Kraft der Erde nimmt mich gefangen
Am zweiten Tag ging es nach einem guten Frühstück zum nächsten Höhepunkt, dem Golden Circle. Das ist eine beliebte Reiseroute in Island, die über die Stätte und den Nationalpark Þingvellir, das Geothermalgebiet Haukadalur mit Geysiren und den Wasserfall Gullfoss führt. Am Gullfoss ging es schon richtig rund. Die Wassermassen rauschten die Spalte herunter und machten einen riesen Lärm. Da es verdammt kalt war, hatte sich an den Rändern Eis gebildet, was das Gesamtbild nur noch beeindruckender machte. Von dort ging es zu den Geysiren, vor allem Strokkur war das Ziel der Begierde. Er bricht alle 10 Minuten aus und das in atemberaubender Höhe. Ich habe noch nie so viel Kraft gespürt, so viel Power und Energie. Der Geysir riss mich förmlich mit. Aber auch die Farben der Wasserlöcher waren wunderschön, beruhigten das Gemüt wieder ein wenig. Letztlich fuhren wir noch an die alte Volksversammlungsstätte Þingvellir. Die Geschichte dazu war interessant, faszinierte mich aber lange nicht so sehr wie der Spalt in der Erde, der sich dort auftut. Die amerikanischen und europäischen tektonischen Platten driften hier auseinander. Daher gibt es auch viele Erdbeben. In den letzten 10.000 Jahren hat sich die Erde hier um mehr als 70 Meter bewegt. Man kommt sich dann sehr sehr winzig vor, wenn man an solch einem Ort steht. Dann wundert es auch nicht, dass hier ständig etwas los ist. Überall dampft es aus der Erde. Zuletzt hatte Island ja mit dem Eyjafjallajökull von sich reden gemacht, damals fuhr ich mit dem Motorroller von Mallorca nach Deutschland und mein Exmann saß mit seinem Bruder auf Mallorca fest. Die Isländer nehmen es aber gelassen…ganz nach dem Motto: We might not have cash, but lots of ash! (Wir haben vielleicht kein Geld, aber viel Asche!)
Die Blaue Lagune - Thermalbad und Wellness in einem
Am letzten vollständigen Reisetag relaxten wir in der Blauen Lagune. Sie heißt nicht nur so, sie sieht tatsächlich auch so aus. Es ist schon ein seltsames Gefühl, auf Vulkanboden zu laufen, mit Kalkschlamm zwischen den Fußzehen. Aber auf der Haut tut dieser Schlamm wirklich gut. Und die angenehmen Temperaturen lassen einen die eisige Außenwelt schnell vergessen. Wenn man sich vorstellt, dass man eigentlich nur im Abwasser eines Geothermalkraftwerks badet, das einfach in die Landschaft abgelassen wird, ist das schon verblüffend. Teuer war der Spaß allerdings, da gibt es günstigere und sogar kostenlose Badestellen auf Island. Aber es ist eben etwas Besonderes und dann gönnt man es sich auch mal. Über 40 Euro wurden damals pro Person für den Eintritt fällig. Zum Abschluss des Tages schlemmten wir dann nochmal ausgiebig in einem schicken Lokal in Reykjavik. Ca. 100 Euro kostete dort ein 3-Gang-Menü mit isländischen Spezialitäten. Und das war nicht ungewöhnlich, denn Island ist allgemein extrem teuer. An den anderen Abenden begnügten wir uns mit dem Angebot des Foodcourts in einer Shopping Mall, das war noch halbwegs erschwinglich.
Immer eine Reise wert - nicht nur für Fotografen
Abschließend kann ich sagen, dass Island wirklich eine sehr beeindruckende Reiseerfahrung ist. Auch für Fotografen ist die Insel empfehlenswert. Das Licht dort ist wirklich außergewöhnlich und macht richtig Spaß beim Knipsen. Allerdings sollte sich jeder Besucher darüber im Klaren sein, dass auf sie oder ihn eine recht karge Landschaft wartet. Ich finde das super, mich entspannen solche Landschaften ungemein. Daher werde ich sicherlich eines Tages zurückkehren, dann für einen längeren Aufenthalt und mit dem Mietwagen. Jetzt weiß ich, dass ich mit Englisch überall durchkomme und die ersten isländischen Vokabeln schnappt man auch schnell auf. Auch die Menschen und das Ambiente dort mochte ich sehr, eine gelungene Mischung aus Europa und den USA. Manchmal muss ich heute noch darüber schmunzeln.
Ich wünsche allen Neugierigen viel Spaß auf ihrer Reise nach Island. Heutzutage fliegen ja schon Billig Airlines dorthin. Berichten Sie doch mal von Ihren Erlebnissen.
VG Wort
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Jan (Dienstag, 21 Juni 2016 15:05)
Toller Blog und ein sehr informativer Artikel! Macht weiter so. :-)