Mit ihren einzigartigen Felsformationen, unterirdischen Städten und Feenkaminen ist Kappadokien eine der bizarrsten Landschaften der Welt. Begleiten Sie mich mit meiner Sport-Freundin auf der
spannenden Reise durch die faszinierende Welt der Tuffsteine. Wir waren vorher nie zusammen verreist und ließen unsere Männer einfach zu Hause. Den Text können Sie auch unter Berge & Meer nachlesen.
7. Tag: Antalya
Hallo liebe Türkei-Fans,
der letzte Tag im Programm begrüßte uns mit herrlichem Wetter und bot gegen Mittag über 20 Grad, was den nahenden Abschied noch schwerer machte. Aber umso mehr freuten wir uns auf den Ausflug nach Antalya, vor allem, weil unser Eindruck vom ersten Tag ja so positiv war.
Heute hieß es bereits um 8.45 Uhr Abfahrt. Güner informierte uns gleich über die Stadt und ihre Eigenheiten. Über eine Million Einwohner zählt die vom Tourismus lebende Metropole. Ca. 30 % der 39 Mio. Touristen in der Türkei verweilen hier und geben durchschnittlich 840 Euro aus.
Hier treffen zwei Kulturen aufeinander, was auch die stark europäisch geprägte Lebensweise erklärt. Auf dem Weg sahen wir viele Baustellen für die Expo 2016, die erste in der Türkei. Da Antalya zwischen Mittelmeer und Taurusgebirge liegt, kann die Stadt nur nach Osten oder Westen wachsen.
Als wir unterwegs Kinder und Eltern mit Blumen sahen, erklärte Güner, dass heute Tag der Lehrer sei und die Kinder dann Blumen oder kleine Geschenke mit in die Schule brachten. Außerdem passierten wir einige Einkaufszentren, die immer beliebter und von Amerikanern und Deutschen entwickelt werden. Dort sieht man auch viele bekannte deutsche Marken angeschrieben.
Unseren ersten Stopp legten wir bei der Firma Perge Jewels ein. Sie ist eine von sechs Schmuckfabriken vor Ort und bietet den steuerfreien Einkauf von Schmuck und Uhren. Wir wurden mit einem Vortrag empfangen, der über die verschiedenen Goldarten, Legierungen, Edel- und Schmucksteine aufklärte. Schmuck kann in der Türkei günstig erworben werden, weil der Arbeitslohn niedriger ist und man die 18 % Steuern spart. Gold hat allerdings einen Fixpreis auf dem Weltmarkt und beeinflusst die Preise nicht.
Wir lernten auch die jeweiligen Berufe in diesem Bereich mit ihren Ausbildungszeiten und Verdiensten kennen. Zudem legt die Firma großen Wert auf Qualität, so werden z. B. alle Steine gefasst und nicht geklebt, weil sich eine Klebung schneller lösen kann. Mit einem Zauberring, den man wenden und deshalb auf zwei Arten tragen kann, wurde die Präsentation abgeschlossen. Danach wurden wir in den Verkaufsraum geführt, wo es wirklich wunderschöne Stücke zu bewundern gab, preislich leider außerhalb meiner Möglichkeiten.
Als ich aber eine Verkäuferin, Esra, ansprach, ob es auch etwas für meinen Geldbeutel gäbe, wurde ich eine Etage tiefer gebracht und fand prompt etwas. Sie konnte sehr gut abschätzen, was mir gefallen würde und präsentierte mir entsprechende Ringe und Uhren. Mit jeweils einem Exemplar wurden wir uns dann auch handelseinig und zogen uns in ein Separee für die Verhandlungen zurück.
Die Ersparnis gegenüber dem Originalpreis war wirklich erstaunlich und ich war überglücklich mit meinem Kauf. Ein Paar brauchte etwas länger und wurde, wie beim Teppichhersteller auch, mit dem Auto extra zum nächsten Halt nachgebracht. Den Schmuck musste man auch nicht mitnehmen, es wurde sofort die Lieferung ins Hotel angeboten. Die Zollformalitäten wurden ebenfalls von Esra erledigt, so musste ich am Flughafen nur noch den Beleg abstempeln lassen.
Weiter ging es nach Lara, dem „teuren Pflaster“ von Antalya. Mit den hiesigen Grundstücken wurden einige Eigentümer sehr reich. Denn sie stellten sie kostenlos Bauträgern zur Verfügung, diese bauten dort ein Projekt mit mehreren Wohnungen und dann wurden diese unter Grundstückseigentümer und Bauträger 50/50 geteilt, um sie zu verkaufen oder zu vermieten. Eine interessante Lösung. Allerdings sind die Preise hier auch ordentlich für türkische Verhältnisse, Wohnungen mit Meerblick können schnell das 2,5-fache einer „normalen“ Wohnung kosten.
Auf den Dächern sieht man aber immer noch althergebrachte Einrichtungen zum Gewinnen warmen Wassers. Und das Alter des Hauses kann man laut Güner anhand der Balkone erkennen: Früher wurden große Balkone gebaut, um sich in den heißen Monaten dort am Abend abkühlen zu können. Heute sind die Räume klimatisiert und die Balkone werden kleiner, weil sie nicht mehr so genutzt werden.
Aber zum Wohnungen besichtigen waren wir nicht hier, sondern zum Anschauen des schönen Wasserfalls Karpuzkaldiran Şelalesi (Unterer Düden Wasserfall). Es ist der größte Wasserfall weltweit, der direkt ins Meer mündet. Bei einem kleinen Spaziergang durch den nett angelegten Park konnten wir ihn von oben und der Seite sehen und zahlreiche Fotos machen.
Von dort ging es dann in die Innenstadt. Nahe dem Hadrianstor wurden wir aus dem Bus gelassen und Güner führte uns für eine erste Orientierung durch die Altstadt bis zum Hafen, wo es dann auch Mittagessen gab. Die Nicht-Esser brachte er noch auf den Platz beim Uhrenturm, wo er uns den Weg zur Fußgängerzone, der Dönergasse, einem Bazar für gute gefälschte Waren und der Palmenallee erklärte. Danach hatten wir 2,5 Stunden Zeit, um die Innenstadt auf eigene Faust zu erkunden. Wir schauten uns nochmal die erste Moschee der Stadt an, das Hadrianstor, einen speziellen, früheren Bodenbelag, der als eine Art Klimaanlage fungierte, das kaputte Minarett, den antiken Hafen und die Klippen an.
Dann spazierten wir durch die Fußgängerzone, die eher von Einheimischen frequentiert wird, fragten in einer Apotheke nach den Preisen für verschiedene Medikamente, die teilweise sehr viel günstiger als in Deutschland sind und liefen von dort zu Best Bazar, Güners Empfehlung für gute „getürkte“ Kleidung. Der Aufenthalt in diesem Laden war auch sehr interessant. Gleich zu Anfang wurde uns ein Apfeltee angeboten. Dann fragte uns der Verkäufer, was wir suchen. Es gibt eine riesige Jeans-Abteilung, T-Shirts, Pullover, Jacken usw. Die Verkäufer sprechen insgesamt zehn Sprachen und sorgen für eine Rundumbetreuung.
Nach einiger Zeit übernahm die Verantwortliche die Verhandlungen für eine Jacke und erklärte, dass die Waren entweder aus den gleichen Stoffen sind oder sogar aus den gleichen Fabriken wie die Originale, es handele sich dann aber um Überproduktionen, Waren mit weniger Qualitätskontrollen oder wirklich Nachahmungen. Es herrscht sogar eine direkte Zusammenarbeit mit den jeweiligen Firmen, die in Istanbul und Izmir ansässig sind. Zum Abschluss lernten wir noch den Besitzer kennen, Gencay, der uns nochmal zu einem Tee einlud und wir unterhielten uns eine Weile.
Dann wurde aber die Zeit knapp und wir mussten uns verabschieden. Bei den Künstlerständen nahe unserem Treffpunkt kauften wir noch Lederarmbändchen in den Farben von Fenerbahçe Istanbul, dem Lieblingsverein von Ertan, und verpackten damit sein kleines Dankeschön für die guten Fahrkünste. In einem Bazar erstanden wir noch Taurustee, eine Mischung gegen Erkältung, die einem wirklich die Tränen in die Augen treiben kann.
In einem Goldgeschäft fragte ich neugierig nach dem Preis für einen breiten Goldarmreif im Schaufenster, der mir sehr gut gefiel, aber 4.500 TL waren dann doch weit weg von meinem Budget. Nett war dort auch, dass die Kunden für mich übersetzten, weil der Verkäufer weder Deutsch noch Englisch sprach.
Pünktlich am Treffpunkt ging es mit Güner dann zum Bus, der in einem Parkhaus geparkt war. Das hatte ich auch noch nicht gesehen. Um 16 Uhr fuhren wir weiter entlang der Dönerstraße, der Atatürkstraße, vorbei am Rathaus und weiter auf der Laternenstraße. Hier ist laut Güner sozusagen die Datingzone der Stadt mit vielen Cafés. Lustig war, dass über den Cafés gleich zahlreiche Brautmodenläden angesiedelt waren.
Bald verließen wir die Innenstadt und fuhren zum Lederhersteller D’Enver. Die Firma ist die größte, türkische Gerberei und vor allem in den gehobenen Bekleidungsgeschäften in Europa bekannt. In drei Manufakturen und zwei Gerbereien fertigen ca. 2.000 Mitarbeiter ungefähr 1.800 Kleidungsstücke pro Tag. Wir sollten uns insbesondere einmal das Seidenleder anschauen, Lammleder, das mit 0,2 - 0,3 mm Stärke verarbeitet wird. 72 % der Waren gehen ins Ausland, aber für den Direktverkauf vor Ort wurde ein 7.200 qm großer Verkaufsraum mit fünf Bereichen eingerichtet. Auch Pelz konnte man hier finden, wovon ich persönlich kein Freund bin. In einem separaten Raum wurden noch Taschen und Gürtel von Subunternehmen angeboten, wirklich ein paar schöne Stücke, aber das Budget war zumindest bei mir endgültig ausgeschöpft.
Nach einer kleinen Modenschau bekamen wir ca. eine Stunde Zeit zum Umschauen und Anprobieren. Dabei erfuhren wir von Güner, warum er zwischenzeitlich immer so oft telefoniert hatte: Dank seiner Aufmerksamkeit und Hilfe konnte sie Polizei Kreditkartendiebe in Kappadokien festnehmen. Wir waren alle sehr stolz auf ihn. Schließlich forderte er langsam zum Aufbruch und einige nutzten bereits auf dem Weg zurück in den Bus die Gelegenheit, sich bei Ertan persönlich zu bedanken. Auf dem Rückweg ins Hotel sprach ein Gast ein paar herzliche Worte zu Güner und Ertan und bedankte sich im Namen aller Mitreisenden für die wunderbare Woche.
Güner gab den Dank an die Gruppe zurück und ließ auch nochmal Ertan hochleben, der uns immerhin über 1.300 km chauffiert hatte. Dann erreichten wir kurz nach 18 Uhr das Hotel und verabschiedeten uns endgültig von Ertan. An der Rezeption teilte uns Güner noch die CDs mit Geschichten von Elsa Sofia von Kamphoevener aus, teilte die Abfahrts- und Transferzeiten vom nächsten Tag mit und verabschiedete sich dann von jedem persönlich. Sein Sohn kam auch wieder angestürmt und war froh, seinen Papa wiederzuhaben. Auch er bekam von Gästen eine kleine Aufmerksamkeit.
Dann zogen wir uns auf unsere Zimmer zurück, packten die Koffer und gingen dann zum Abendessen. Natürlich wurde heute nochmal kräftig erzählt und so wurde es hier und da etwas später. Letztlich fiel ich irgendwann müde und sehr zufrieden in die Federn und träumte von den wunderschönen Erlebnissen auf dieser Reise.
Danke Güner, Sağol!
VG Wort
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