In meinem Artikel zur Anreise nach und den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin konnten Sie bereits wichtige Informationen zum Thema sammeln. Doch wie verlief die Anreise und das Weiterkommen in der Hauptstadt für mich persönlich ab? Hier ein paar private Einblicke.
04.03.2015
Nachdem ich gemütlich gegen 7.00 Uhr aufgestanden war und meine Unterlagen für die Reise ausgedruckt hatte, marschierte ich gegen 8.15 Uhr zum Bahnhof in Aalen. Das sind ca. 25 Minuten Fußweg für mich. Dort gönnte ich mir dann erstmal ein Frühstück mit Brötchen und Getränk. Im Zeitschriftenladen besorgte ich mir noch ein spannendes Buch, da mir mein Lesestoff zu Hause ausgegangen war.
Der Intercity (IC) 2063 nach Nürnberg kam zwei Minuten zu spät, das war durchaus noch im Rahmen. Sitzplätze gab es genug, ich setzte mich ans Fenster in Fahrtrichtung. Dabei stellte ich fest, dass man deutlich mehr Beinfreiheit als im Flugzeug hat. Der Schaffner kam gleich und stanzte mein Onlineticket ab, wobei ich mich mit meinem Ausweis identifizieren musste.
Das Abteil der zweiten Klasse war T-Shirt tauglich temperiert und ich genoss die Fahrt mit schönen Ausblicken. Als der Zugbegleiter wieder vorbeikam, fragte ich frech, ob ich mir mal den Führerstand anschauen dürfe. Er meinte, die Tür stünde offen, ich solle einfach Hallo sagen. Zwischen Crailsheim und Ansbach machte ich das dann auch gleich. Der Lokführer grüßte gerade Bauarbeiter auf den Gleisen. Viel mit mir sprechen konnte er nicht, weil er natürlich die Schienen und Signale im Auge behalten musste. Aber immerhin konnte ich herausfinden, mit welchem Tempo wir heute maximal unterwegs waren: 160 km/h.
Das fand ich schon beeindruckend, zumal es sich im Führerstand komplett anders anfühlte als vom Sitzplatz aus. Normalerweise zieht die Landschaft an einem vorbei und man bemerkt die Geschwindigkeit gar nicht. Mit der frontalen Perspektive kommt die Landschaft aber auf einen zugesaust und die parallel verlaufenden Schienen verstärken den Eindruck der Geschwindigkeit noch zusätzlich. Ich fand das eine sehr lehrreiche Erfahrung. Abschließend durfte ich noch ein Foto und ein kurzes Video machen, dann ließ ich den Lokführer wieder seine Arbeit tun.
In Nürnberg hatten wir gute fünf Minuten Verspätung und mit nur zwei Minuten Wartezeit erwischte ich den Intercity Express (ICE) 208 nach Berlin. Da ich keinen Sitzplatz reserviert hatte, stieg ich ganz vorne ein und lief langsam nach hinten durch, bis ich einen Platz fand. Ich saß dann zwar an einem Tisch und gegen die Fahrtrichtung, aber es war erträglich. In Regionalbahnen vertrage ich das überhaupt nicht.
Da ich nun am Ende des Zuges war, wollte ich gerne den Führerstand fotografieren, der nur ein Abteil von mir entfernt war. Sobald ich mich aber diesem näherte, verwandelte sich das durchsichtige Glas in Milchglas und man konnte nichts mehr sehen. Also kehrte ich zu meinem Platz zurück und wollte etwas arbeiten, aber die Augen fielen mir immer wieder zu. Ich schaffte es gerade mal, ein paar Seiten in meinem Buch zu lesen. Das WLAN funktionierte irgendwie auch nicht auf meinem Handy. Ich konnte mich zwar einwählen, dann tat sich aber nichts mehr.
Der Zug fuhr über Jena, Naumburg, Halle und Bitterfeld nach Berlin. An zwei Bahnhöfen wartete ich auf einen Sitznachbarn, der laut Reservierungsschild erscheinen sollte. Es kam aber beide Male niemand. Nachdem wir an einigen Bahnhöfen solange herumgestanden hatten, dass die Raucher sogar eine Zigarette inhalieren konnten, kamen wir in Berlin doch fünf Minuten später an. Kurz vor der Ankunft erkundigte ich mich noch nach dem „City-Ticket“, einem kostenlosen Anschlussticket für die öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb der Zielstadt. Das konnte mir die Zugbegleiterin aber nicht geben, weil ich mit dem Sparangebot reiste und das berechtigte nicht zu dieser Kombinationsmöglichkeit.
Ich machte mich gleich auf den Weg ins Reisezentrum und bekam dort Hilfe für meine Fahrt zum Hotel. Mir war zwar die Adresse bekannt, aber nicht die nächstgelegene Haltestelle. Das hatte ich bei meinen Vorbereitungen schlichtweg vergessen, nachzuschauen. Doch die freundliche Dame hinter dem Tresen half mir schnell weiter und schickte mich nach der Bezahlung des Einzelfahrscheins für 2,70 Euro direkt zum nächsten Bahnsteig, wo ich gerade noch in die nächste Bahn zum Zoologischen Garten springen konnte. Auch dort klappte es reibungslos mit dem Umsteigen in den Bus 110.
Dadurch hatte ich allerdings keine Zeit mehr für Currywurst oder einen Einkauf. Ersteres hätte ich gerne zum Stillen meines Hungers zu mir genommen. Mit dem Einkauf hätte ich gerne meinen täglichen Bedarf an Getränken und Frühstück gedeckt. Ich verschob es eben einfach auf später.
Im Hotel wurde ich nett von der Rezeptionistin empfangen und bekam gleich meinen Zimmerschlüssel übergeben. Ich musste bis in den vierten Stock hochsteigen, um in mein Zimmer zu gelangen. Somit war mir aber wenigstens warm, denn die gefühlte Zimmertemperatur lag unter zehn Grad Celsius. Die Heizung wollte auch nicht anspringen und so blieb es erstmal saukalt.
Ich packte schnell aus und ging dann wieder hinunter zur Rezeption, um mich nach dem nächsten Supermarkt zu erkundigen. Der Rezeptionist stellte mir Bahnhof Grunewald oder Kurfürstendamm zur Wahl. Ich entschied mich für den Bahnhof Grunewald in ca. 1,5 km Entfernung. Es hatte zwar etwas geregnet, aber einen Fahrschein lösen wollte ich jetzt auch nicht mehr. Am nächsten Tag würde ich ja die Berlin WelcomeCard von visitberlin.de zur Verfügung gestellt bekommen. Außerdem klarte es gerade auf und mir war kalt von meinem kurzen Besuch im Zimmer, also entschloss ich mich für einen abendlichen Spaziergang durch die wunderschöne Villengegend.
Nach meinem Einkauf entdeckte ich am Bahnhof eine Hinweistafel zum Mahnmal Gleis 17. Ich wusste gleich, dass es sich um eine Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg handelte. Aber ich hatte keine Ahnung, wie das Mahnmal aussah, also besuchte ich es kurz. Eine einsame rote Nelke lag dort auf dem Boden des stillgelegten Bahnsteigs, nass vom Regen. Der Anblick berührte mich sehr.
Da es langsam dunkel wurde, lief ich zurück zum Hotel. Ich wählte diesmal einen anderen Weg, was mit der kleinen Karte von der Rezeption kein Problem war. An einer Straßenecke begegnete mir ein Mann mit Golden Retriever Welpe. Er versuchte der Kleinen „Sitz“ beizubringen und es klappte schon ganz gut. Ich fragte vorsichtshalber, ob ich sie streicheln dürfe und dann war es mit dem „Sitz“ natürlich vorbei. Der Mann erkundigte sich, ob er mir den Weg irgendwo hin erklären solle. Das fand ich sehr aufmerksam und nett, er hatte wohl den Stadtplan in meiner Hand bemerkt. Ich meinte, ich wolle nur einen anderen Weg zurück zum Hotel laufen, damit ich etwas Neues entdecken könne. Er fand das gut und meinte, hier gäbe es auch viel zu sehen. Wir verabschiedeten uns und liefen weiter.
Auf meinem Rückweg passierte ich zahlreiche Botschaften und Konsulate, eine wirklich schicke Gegend hatte ich mir da ausgesucht. Im Hotel angekommen, fragte ich an der Rezeption noch nach
typischem Berliner Essen in der Umgebung. Da sah es allerdings schlecht aus. Die Rezeptionistin schickte mich zu Currywurst 36 und Mustafa‘s Döner an der Station Mehringdamm. Dort solle ich auf
alle Fälle den Döner probieren, der sei Weltklasse. Das war dann gleich in meinen Unterlagen notiert. Im Zimmer aß ich zu Abend, las noch etwas und legte mich dann ins Bett.
05.03.2015
Am nächsten Morgen weckten mich die ersten Sonnenstrahlen, die seitlich ins Zimmer fielen. Es gab keine Vorhänge oder Rollläden an den Fenstern, daher saß ich etwas auf dem Präsentierteller. Aber im vierten Stock konnte ja niemand etwas sehen. Dafür hatte ich aber die ganze Nacht einen herrlichen Blick auf den erleuchteten Funkturm.
Nachdem die Heizung über Nacht doch angesprungen war, ließ mich heute aber das warme Wasser in der Dusche im Stich. Ich war nach dem kalten Bad hellwach und frisch wie der junge Morgen. Beim Verlassen des Hotels meldete ich das Problem an der Rezeption, die wusste aber schon Bescheid.
Mit einem guten Frühstück im Bauch machte ich mich bei bestem Wetter zu Fuß auf den Weg zur Messe. In 25 Minuten erreichte ich den Eingang und war sogar noch etwas früh dran. Der Rezeptionist hatte noch gemeint, der Fußweg sei nicht so schön, weil man an der Autobahn entlang müsse, aber ich fand es nicht weiter schlimm. Ich war heute ja nicht zum Sightseeing unterwegs.
Über die ITB finden Sie einen eigenen Bericht in meinem Blog. Gott sei Dank hatte ich danach freie Fahrt mit der Berlin WelcomeCard von visitberlin.de und konnte mich so sorgenfrei in der ganzen Stadt bewegen. Das erleichterte abends dann auch den Heimweg ins Hotel.
06.03.2015
Die Nacht war etwas unruhig und ich schlief am Morgen nochmal tief ein. Um 8.00 Uhr hieß es dann aber aufstehen, leider bei bewölktem Wetter. Um kurz vor 9.00 Uhr marschierte ich zum Bahnhof Grunewald, um mit der S 7 nach Potsdam zu fahren. Dort erwartete mich ein Besuch im Schloss Sans Souci. Mehr dazu lesen Sie in meinem Artikel.
Nach der Rückkehr in die Hauptstadt und dem Mittagessen (mehr dazu in meinem Artikel zu Berliner Sehenswürdigkeiten) fuhr ich zum Brandenburger Tor, um mir in der dortigen Touristeninformation mein Booklet zur Berlin WelcomeCard abzuholen. Das letzte Stück musste ich mit dem Schienenersatzverkehr zurücklegen, weil ein Tunnel wegen Bauarbeiten gesperrt war. In der Touristeninformation bekam ich auch tolle Auskunft zum Thema Buddy Bär, was Sie ebenfalls in meinem Blog genauer nachlesen können.
Entlang am Reichstag und Bundeskanzleramt lief ich dann wieder zum Hauptbahnhof. Von dort ging es zum Zoologischen Garten, wo ich nochmal die Gedächtniskirche besuchen wollte. Ein kleiner Spaziergang über den Kurfürstendamm rundete meinen Tag ab. Allerdings taten mir dann eine Station vor dem Adenauerplatz die Füße so weh, dass ich in den Bus zum Hotel stieg.
07.03.2015
Nachdem ich heute Nacht geschlafen hatte wie ein Stein, stand ich kurz vor 8.00 Uhr auf. Gegen 9.00 Uhr checkte ich an der Rezeption aus und lief zum Bahnhof Grunewald. Meine schon aussortierte Tasche von der Messe war doch schwerer als gedacht und ich musste sie auf dem Weg ein paar Mal absetzen. Im Supermarkt gab ich noch meine leeren Flaschen ab und kaufte ein Getränk für die Fahrt. Beim Bäcker gab es noch ein süßes Brötchen als Wegzehrung. Dann erklomm ich den Bahnsteig und konnte direkt in die S 7 einsteigen, die gerade einfuhr.
Am Hauptbahnhof wollte ich eigentlich noch etwas in den vielen Geschäften Bummeln. Wegen der schweren Tasche mit den ganzen Mitbringseln der Messe ließ ich es aber sein und ging direkt zum Bahnsteig. Das war mein großes Glück, denn wegen Bauarbeiten fuhr der ICE 1509 überraschend 20 Minuten früher ab. Das war mir bei der Deutschen Bahn auch noch nicht untergekommen. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich jedem Zugreisenden nur empfehlen, am Morgen die Verbindung nochmal im Internet oder über die Telefonhotline zu überprüfen.
Ich fand einen Platz am Tisch und eine ältere Dame gesellte sich zu mir. Wir kamen wegen der frühen Abfahrt ins Gespräch und unterhielten uns angeregt bis Halle, wo sie ausstieg. Sie fuhr für fünf Tage zum Wellness nach Friedrichsroda und traf dort ihre Tochter aus Karlsruhe.
Wieder allein an meinem Tisch, was ich bis Nürnberg auch bleiben sollte, tippte ich auf meinem Handy meine bisherigen Erlebnisse zusammen und lehnte mich dann zurück. Das WLAN funktionierte wieder nicht, aber ich hatte im Berliner Hauptbahnhof noch ein paar Minuten des kostenlosen 30-minütigen WLANs nutzen können und war daher auf dem neuesten Stand.
In Nürnberg kam der Zug pünktlich an und ich konnte in Ruhe in den IC 2064 nach Aalen umsteigen. Die restliche Fahrt verlief ruhig und ich kam ebenfalls pünktlich am Bahnhof in Aalen an. Dort begrüßten mich unzählige angeheiterte Fußballfans, das Spiel der 2. Bundesliga musste gerade zu Ende gegangen sein.
Sie ließen mich aber in Ruhe, es war auch noch reichlich Polizei vor Ort. Ich lief die letzten Meter nach Hause, musste wieder ein paar Mal die schwere Tasche abstellen. Vollkommen erschöpft, aber mit vielen, tollen, neuen Eindrücken fiel ich dann auf das Sofa und schloss die Reise gemütlich mit einem Fernsehabend ab.
VG Wort
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