„Sind die nicht süß?“ „Och, schau mal, der verschläft ja alles!“ „Guck mal, der Löwe da, der ist ja putzig!“ So klingt es vielfach beim Mainzer Jugendmaskenzug. Joy Valley war dieses Jahr für Sie, liebe Leser, dabei, um zu sehen, ob der Umzug sich für jedes Alter lohnt.
Geschichte
Nachdem es 1950 endlich wieder einen Rosenmontagszug nach dem Zweiten Weltkrieg gab, wollte der Verkehrsverein damals auch den Fastnachtssamstag etwas beleben und suchte eine Idee. Schnell kam man zu der Einsicht, dass das alte Brauchtum des Volkskarnevals wieder aufleben sollte und man dafür die Kinder der Stadt integrieren wollte. Die Kleinen sollten mit bunten Kostümen in einem eigenen Maskenzug das frohe Treiben der Narrenzeit in die Stadt tragen.
1957 zog dann der erste „Kindermaskenzug“ durch die Mainzer Straßen, unterstützt von den Volksschulen, Gymnasien, amerikanischen Schulen und Militärbands. Von Anfang an gab es auch einen Jugendprinzen als Souverän während der Jugendfastnacht. Bei den Erwachsenen gibt es nur zu besonderen Anlässen einen Prinz.
1958 wurde der Kindermaskenzug bereits zur schulischen Veranstaltung erklärt. Die Einrichtungen der Stadt sollten ihn als heimatliches Brauchtum unterstützen und pflegen. So konnten die Kostüme und Masken bereits im Werksunterricht gefertigt werden und die Lehrer engagierten sich bereitwilliger für die Qualität der Gruppen.
1965 erfolgte dann die Umbenennung in „Mainzer Jugendmaskenzug“. Damit wollte man eine weitere Qualitätsverbesserung erreichen, weil nun auch ältere Schüler teilnehmen durften.
Seit 1968 findet man die Aufstellung des Jugendmaskenzugs im Zugprogramm des Rosenmontagszugs. Es gibt seither auch jährlich ein Motto als Leitfaden für die Kostümproduktion.
1978 konnte man den Mainzer Jugendmaskenzug erstmals im Programm des Südwestfunks live mitverfolgen, was sich bis heute nicht verändert hat.
Auf geht's durch Mainzer Straßen
Zu den Herbstferien 2014 erfuhren die Schulen, Kindergärten und Jugendorganisationen der Stadt Mainz das Motto für den Mainzer Jugendmaskenzug 2015: "In Meenz am Rhoi in voller Pracht, die Tierwelt feiert Fassenacht!"
Zum 58. Mal hatten die Gruppen dann die Gelegenheit, sich am Samstag vor Rosenmontag während dem größten Jugendmaskenzug Europas einer unabhängigen Jury zu präsentieren. Diese bewertete in den Kriterien „Jugendgemäßes Auftreten, Originalität in Idee und Ausführung sowie Gesamteindruck beim Vorbeimarsch“ die besten Kostüme und deren Umsetzung.
Von der Mainzer Neustadt marschierten die rund 4.000 Teilnehmer dann über drei Stunden bis zum Mainzer Staatstheater, wo die sogenannte Rekrutenvereidigung stattfand. Sie schworen auf Prinz Carneval, Fürst Jokus und auf Weck, Worscht un Woi mit dem Schlachtruf „Meenzer Blut is kaa Buttermilch“.
Natürlich mussten die kleinen Närrinnen und Narren nicht allein durch die Straßen ziehen. Begleitet von ihren Eltern wurden sie von den Musikzügen verschiedener Mainzer Karnevalskooperationen unterstützt. Zum Abschluss präsentierte sich Prinz David I. in seiner Lokomotive.
Ich fand den diesjährigen Mainzer Jugendmaskenzug wieder sehr schön. Meine Oma und meine Mama hatten mich begleitet und jubelten genauso am Straßenrand wie ich. Der Umzug ist also für jedes Alter geeignet. Man kann durchaus auch allein dorthin gehen, Anschluss findet man in der Menschenmenge
immer. Wir plauderten gelegentlich mit einer älteren Dame, die neben uns stand und allein gekommen war. Und zu meiner großen Überraschung grüßten mich plötzlich meine Kusine und ihr Freund aus dem Teilnehmerfeld – ja, die Kinder werden so schnell groß und wir selbst immer älter.
Wenn Sie den Mainzer Jugendmaskenzug einmal besuchen möchten, finden Sie in meinem Artikel Mainzer Fastnacht wertvolle Tipps zur Anreise und guten Standorten.
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