Es ist wieder soweit, heute ist Weiberfastnacht in Deutschland, die große Party kann starten. Aber waren Sie schon mal in Venedig und haben sich diese wunderschöne Masken-Vielfalt angeschaut? Joy Valley kann davon berichten.
Anreise per Bus und Bahn
Zugegeben, ich habe mir Venedig bei diesem Besuch praktisch intravenös und in Überdosis verabreicht. Aber ich wollte unbedingt mal dabei sein, wenn die berühmten Masken und Kostüme in der Lagunenstadt präsentiert werden. Also stieg ich an einem Freitag kurz vor Mitternacht in Ulm in einen Reisebus, der uns nach Italien chauffierte.
Auf der Fahrt wurden einige Stopps für die Fahrer und Fahrgäste eingelegt. Ohne Zwischenfälle erreichten wir Mestre dann am frühen Morgen. Wir mussten ein paar Minuten auf den Zug warten. Kurz vor acht Uhr ging es mit der Bahn aber schon Richtung Venedig bei gemütlichen 14°C Außentemperatur.
Der Tag versprach wirklich herrlich zu werden, immerhin lagen über 600 km zwischen Ulm und Venedig. Zu meiner Geburtsstadt Mainz, eine weitere Karnevalshochburg, waren es sogar fast 1.000 km. So wunderten die Temperaturunterschiede nicht weiter.
In Venedig durften wir dann bis 21 Uhr die Stadt selbständig erkunden. Danach ging es wieder per Bahn und Bus zurück nach Deutschland. 69 Euro kostete dieser (anstrengende) Ausflug. Zusätzlich wurde noch eine kleine Führung vom Reiseleiter angeboten, aber ich wollte die engen Gassen lieber auf eigene Faust erkunden.
Einstieg
Venedig gehört seit 1987 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und ist eine der meistbesuchten Städte Europas. Von den 30 Mio. Touristen jährlich kommen über eine Million Menschen allein zum Karneval. Sie können sich also vorstellen, dass die Ruhe am frühen Morgen bald einer Flut von Menschenmassen wich.
Daher sprang ich gleich am Bahnhof in einen Wasserbus (Vaporetti) und ließ mich mit einem Tagesticket durch den Canal Grande schippern. Dieses Ticket nutzte ich später am Tag auch noch für die Weiterfahrt nach Burano, nachdem es mir in der Innenstadt zu eng geworden war. Aber von den Sehenswürdigkeiten Venedigs berichte ich ein andermal, hier geht es ja um die Faszination der fünften Jahreszeit.
Geschichte
1094 wurde der Karneval in Venedig erstmals erwähnt, doch erst im 13. Jhdt. finden sich Dokumente über Maskierungen. 1797 wurde er von Napoléon Bonaparte sogar ganz verboten und keimte erst im 19. Jhdt. langsam wieder auf. Es dauerte bis 1976, als der Film Casanova für eine Wiederbelebung sorgte, die 1979 auf der Biennale ihren Einstand feierte. Seitdem führte man immer mehr traditionelle Veranstaltungen wieder ein und der Karneval wurde zur internationalen Touristenattraktion.
Gegenwart
Heute startet der Karneval in Venedig offiziell zehn Tage vor Aschermittwoch mit dem sogenannten Engelsflug. Ab dann flanieren Künstler und Privatpersonen mit ihren Kostümen vor allem über den Markusplatz und bieten ein wunderschönes Bild. Am Sonntag vor Aschermittwoch findet dann die Prämierung des schönsten Kostüms statt.
Masken und Kostüme
Es sollte noch etwas dauern, bis die kostümierten Damen und Herren auftauchten. So gegen 11 Uhr begegnete mir die erste mystische Gestalt auf der Rialto-Brücke. Man konnte unter den prachtvollen Verkleidungen nicht erkennen, ob einem Mann oder Frau, Alt oder Jung gegenüber stand, von der Herkunft ganz zu schweigen. Denn auch viele Touristen mischen sich mit eigenen Kostümen unter das Volk.
Die Masken stammen übrigens aus dem Theater und wurden ursprünglich als Halbmasken getragen. Denn mit diesen konnte man besser essen und trinken. Die Ganzmaske kam erst später dazu, ist heute aber wesentlich bekannter. Das werden Sie nun auch auf meinen Bildern sehen. Denn ich möchte gar nicht viel mehr dazu sagen, ein Bild sagt ja mehr als tausend Worte.
Tipps für einen stressfreien Aufenthalt
Sollten Sie sich für den Besuch Venedigs zu Karneval entscheiden, planen Sie rechtzeitig. Eine Bustour, wie hier beschrieben, bekommen Sie noch einen Monat vor Abreise. Aber ein Hotel sollten Sie mindestens sechs Monate vorher buchen. Wenn Ihnen der Trubel zu viel ist, suchen Sie sich am besten eine Unterkunft in der Umgebung von Mestre und fahren ebenfalls mit dem Zug in die Innenstadt.
Für die Besichtigung der Stadt sollten Sie sich auf den frühen Morgen oder den späten Nachmittag konzentrieren. Dann ist es nicht so brechend voll und das Licht ist schön für stimmungsvolle Aufnahmen mit der Kamera.
Apropos Kamera: Meiner Meinung sollten Sie auf alle Fälle einen Fotoapparat mitnehmen. Sichern Sie ihn gut, denn gerade rund um den Markusplatz geht es sehr eng zu. Die Leute schieben dicht gedrängt an den Kostümen vorbei. Sie haben also nicht viel Zeit für gelungene Schnappschüsse. Ständig werden Sie angerempelt oder Ihnen läuft ein anderer Tourist oder Fotograf ins Bild. Eine schnelle Auslösung ist also essentiell, gepaart mit guten Nerven und etwas Geduld. Die meisten Kostüme und Masken entdecken Sie um die Mittagszeit und am frühen Nachmittag.
Und weil ich gerade die Mittagszeit anspreche: Ich hatte auf Vorwarnung eines Bekannten hin ein belegtes Brot und Trinken dabei. Vor Ort verstand ich die Vorwarnung aber erst als guten Rat. Denn die Preise waren wirklich astronomisch: Für eine Pizza mit Getränk wurden 25 Euro aufgerufen. Das fand ich wirklich unfreundlich. Dennoch lockten in der einen oder anderen Bäckerei verführerische Leckereien, die man durchaus probieren sollte.
Sie haben schöne Bilder vom Karneval in Venedig? Dann würde ich mich über eine Zusendung freuen. Ich stelle sie gerne hier unter Nennung der Fotografin/des Fotografen online.
VG Wort
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